Frau Dr. Monika Fink-Lang hat neben einer Görres-Biographie (zu ihrem Buch gelangen Sie hier) drei Bände mit Briefen vorgelegt hat. Anlässlich des Görres-Abends am 22. Oktober 2018 in Koblenz hielt sie einen Vortrag "Joseph Görres - ein Portrait im Spiegel seiner Briefe", in dem sie Lebensdaten von Joseph Görres und Ausschnitten aus seinen Briefen verwob. Sie können diesen Vortrag hier nachlesen.
Frau Dr. Fink-Lang erhielt für ihre verdienstvolle Arbeit im Jahr 2022 den Ehrenring der Görres-Gesellschaft.
Ein Lebensbild von Wolfgang Bergsdorf
Wer den Nachruhm einer historischen Persönlichkeit an der Zahl der Straßen und Schulen misst, die ihren Namen tragen, der braucht sich um den Rheinländer Joseph von Görres keine Sorgen zu machen. Im Rheinland und in Süddeutschland ist Görres mit zahlreichen Straßen präsent. Bis in das 21. Jahrhundert hinein lag die prominenteste Adresse der Bonner Republik, die des Deutschen Bundestages und auch des Bundesrates, an der Görres-Straße. In einem geschichtsvergessenen Akt des Bonner Stadtrates unter der Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) ist dieser Straßenname in den Wirren um das Weltkongresszentrum Bonn (WCCB) untergegangen; jetzt erinnert nur noch eine kleine Straße im Bonner Süden an den großen Rheinländer. Ihn nannte sein Zeitgenosse Jean Paul „einen Mann, der aus Männern besteht.“[1] Einer seiner geistigen Nachfahren, der langjährige Chefredakteur und spätere Herausgeber des 1946 revitalisierten „Rheinischen Merkur“, Otto B. Roegele, hat dem Herausgeber des ersten „Rheinischen Merkur“ von 1814 bis 1816 in einem Porträt bescheinigt, er habe „das Herz eines Revolutionärs, das historische Bewusstsein eines Konservativen, den Scharfblick eines Naturforschers, die Phantasie eines Dichters und die politische Leidenschaft eines geborenen Publizisten.“[2]
Görres hatte nie ein hohes Staatsamt inne, dennoch adelte ihn Napoleon als seinen Gegenspieler, indem er ihn mit seinem „Rheinischen Merkur“ als eine „cinquième puissance“ fürchtete.[3] Görres hatte nie eine Universität besucht, gleichwohl wurde er zunächst in Heidelberg und später in München ein einflussreicher Hochschullehrer. Auch das publizistische Handwerk hatte er nie erlernt, obwohl er mit seinen vielfältigen publizistischen Unternehmungen die wirkungsmächtigste Stimme im deutschen Raum in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden sollte, die auch in Frankreich und England, aber eben auch in Russland aufmerksam beachtet wurde.
Joseph Görres lebte zwischen zwei Revolutionen, zwischen der Französischen Revolution von 1789, die er erlebte, zunächst bewunderte, dann erlitt und schließlich bekämpfte, und der erahnten und ersehnten Revolution von 1848. Ihren Ausbruch und ihr Scheitern sollte er nicht mehr erleben.[4] Die Irrungen und Wirrungen dieser an Umbrüchen reichen Zeit machten Görres zu einem der ersten Krisendenker Deutschlands, dessen Krisenwahrnehmung immer deutlicher eine antirevolutionäre Wendung nahm. Er plädierte dafür, der Revolution durch eine freiheitlich-ständische Verfassung zuvorzukommen.[5] Das machte ihn zum Vorkämpfer der Freiheit und Einheit Deutschlands und zum wortmächtigen Kämpfer für die Freiheit der katholischen Kirche. Im revolutionären Taumel hatte er sich der katholischen Kirche entfremdet, im Straßburger Exil fand er zur Kirche zurück und wurde zu einem Wegbereiter des politischen Katholizismus, der sich im Revolutionsjahr 1848 zu formieren begann.[6] Wie unzureichend diese Persönlichkeit in einem knappen Lebensbild gewürdigt werden kann, lässt eine Eintragung von Friedrich Hebbel in sein Tagebuch am 27. September 1846 erahnen, – der Dichter gehörte zu seinen Münchener Studenten –: „Wer je in sein Gesicht hineinschaute, den mag es reizen, ihn bis in die dickste Finsternis hinein zu verfolgen. Sein Gesicht ist eine Wahlstatt erschlagener Gedanken. Jede Idee, die seit der Revolution den Ozean deutschen Geistes mit ihrem Dreizack erschütterte, hat ihre Furche dort gezogen, und die Furchen sind, als der Jakobiner in den Heiligen zurückkroch, alle stehengeblieben. Man hat ein Wirtshaus in eine Kapelle verwandelt, aber das Schild abzunehmen vergessen. Wer nicht weiß, daß drinnen gesungen und gebetet wird, der könnte hineintreten und Wein und Würfel verlangen.“[7]
I.
In Koblenz, wo die Mosel in den Rhein fließt, und vor 2.000 Jahren die Römer die Siedlung Confluentes errichteten, wurde Joseph Görres 1776 geboren. Damals war Koblenz Residenzstadt des geistlichen Kurfürstentums Trier. Der letzte Kurfürst und Erzbischof von Trier, Clemens Wenzelslaus von Sachsen, residierte in der Festung Ehrenbreitstein. Drei Jahre vor Görres wurde in Koblenz der spätere österreichische Kanzler Fürst Clemens von Metternich geboren. 150 Jahre später übrigens erblickte dort auch Valéry Giscard d’Estaing, der spätere französische Staatspräsident, das Licht der Welt.
Görres wurde als ältestes von acht Kindern in eine kleinbürgerliche Familie hineingeboren. Sein Vater Moritz Görres war ein rheinfränkischer Händler von geflößtem Holz, dessen Vorfahren an der Mosel lebten. Seine Mutter, Helene Theresia Görres, geborene Mazza, war in Koblenz aufgewachsen. Ihre Vorfahren stammten aus Italien. 1786 trat Görres als Zehnjähriger in das von Jesuiten geleitete Gymnasium ein. In ihm herrschte der Geist der Aufklärung, der den frühreifen und hochbegabten Görres prägte. 1789 – als in Paris die Französische Revolution ausbrach – erhielt er das Zeugnis: „Felicissimum ingenium, diligentia ingenio non satis congrua, progressus satis magnus, mores puerilis.“[8] Die am Gymnasium angebotenen Fächer unterforderten ihn. Er betrieb eigene historische, geographische und naturwissenschaftliche Studien und versenkte sich darüber hinaus in die lateinischen Klassiker und später in die Werke von Klopstock, Gellert, Goethe, Schiller und Kant. So vorbereitet, erlag der Autodidakt Görres der Faszinationskraft der Französischen Revolution mit ihren großen Versprechungen. 1793 verlässt er das Gymnasium, um Medizin zu studieren. Aber „der Lärm der Zeit ist so groß, als daß er eine Universität beziehen könnte. In ihm reden nicht minder laut ungestüme Stimmen.“[9] 1794 besetzten die Franzosen Koblenz, und der Feuerkopf Görres übernahm die Parolen der Revolution und agitierte für die Gründung einer Cisrhenanischen Republik an der Seite Frankreichs. Von ihr erhoffte er sich die Verwirklichung der revolutionären Trias Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.
Die politischen Zustände in den deutschen Staaten seiner Zeit waren verwirrend und heillos. Das galt auch für das geistliche Fürstentum Trier. Willkür, Engstirnigkeit und Untertanengeist erstickten jeden politischen Diskurs. Die politischen Missstände trugen auch dazu bei, dass Görres sich der katholischen Kirche entfremdete. Sie war für ihn Bestandteil des verabscheuten politischen Systems. Als junger Mann von zwanzig Jahren ließ er sich von der Freiheitsbewegung mitreißen, misstraute allen Hierarchien, glänzte als ingeniöser Redner in den vaterstädtischen Clubs und verfasste erste Beiträge für Periodika, die seine literarische und seine polemische Begabung erkennen ließen. 1796 erschien seine Erstlingsschrift „Der Allgemeine Friede, ein Ideal“. 1798 gründete er das „Rothe Blatt, eine Dekadenschrift“, in der er die von den Besatzungsbehörden zu verantwortenden Missstände anprangerte. „Unablässiger Krieg gegen Schlechtigkeiten aller Art, die Hand dem tugendhaften Mann“[10] war die Parole seiner Zeitschrift, mit der Görres viele Leser erreichte und sich in seiner Region bekanntmachte. Sein Kampf gegen die Entscheidungen der Besatzungsherrschaft führte bald zu einem Verbot durch die Landesdirektion. Dadurch ließ er sich nicht entmutigen und startete noch im gleichen Jahr ein neues Blatt mit dem Titel „Rübezahl“, in welchem er die politische Linie der verbotenen Zeitschrift weiterentwickelte. Der neue Titel „Rübezahl“ wurde hier als Symbol des Rächers der Unterdrückten und des Wiederherstellers des Rechts in Anspruch genommen.
Von seinen Mitbürgern wurde Görres zusammen mit drei Gesinnungsgenossen nach Mainz entsandt, um vor den französischen Besatzungsbehörden Beschwerde zu führen gegen die Willkürakte des kommandierenden Generals Leval. Dies brachte ihm eine zwanzigtägige Haftstrafe ein. 1799 reiste er an der Spitze einer Delegation seiner Heimatstadt nach Paris. Nach dem Sturz des Direktoriums bat er um eine Beendigung der drückenden Okkupation und eine Vereinigung und Gleichstellung des linken Rheinufers mit Frankreich. Seine persönliche Begegnung mit dem Ersten Konsul Bonaparte ließ ihn die prophetischen Worte an seine Mitbürger schreiben: „Nehmt auch in Bälde den Suetonius zur Hand, denn der neue Augustus ist fertig.“[11] Die in Paris gewonnenen Eindrücke heilten den jungen Idealisten von seiner revolutionären Begeisterung. In seiner Schrift „Resultante meiner Sendung nach Paris“ (1800) erklärte er seine Abkehr von einer republikanischen Verfassung, denn „der Zweck der Revolution (ist) gänzlich verfehlt.“[12] In dieser Schrift warnt er seine Mitbürger vor den Ideen der Französischen Revolution und entdeckt seine „rheinisch-deutsche Verwurzelung.“ (Rudolf Morsey) Aus dem vom Geist der Revolution inspirierten Weltbürger wurde der seiner rheinischen und deutschen Identität bewusste Patriot. Diese Veränderung politischer Grundpositionen ist dem jungen Görres nicht leichtgefallen. Ein solcher Gesinnungswandel ist selten Resultat reinen Nachdenkens, sondern folgt zumeist einer Kollision mit der Realität. Dies geschah Görres in Paris, denn noch kurz zuvor hatte er als begeisterter Befürworter der Französischen Revolution der Alten Welt die Totenrede gehalten. „Am 30. Dezember 1797, am Tag des Übergangs von Mainz, nachmittags um drei Uhr, starb zu Regensburg in dem blühenden Alter von 955 Jahren, fünf Monaten und 28 Tagen sanft und selig an einer gänzlichen Entkräftung und hinzugekommenem Schlagflüsse bei völligem Bewußtsein und mit allen heiligen Sakramenten versehen, das Heilige Römische Reich schwerfälligen Angedenkens.“[13] In diesem Zusammenhang stellte er aber auch dem alten Reich das Zeugnis aus, dass keine Schandtaten sein Gedächtnis dauerhaft beflecken würden. Diese Polemik lässt die Leidenschaft des Weltbürgers und revolutionären Görres noch einmal erahnen. Sie erklärt auch seine Überzeugung, dass die politischen Verhältnisse seiner Zeit überlebt seien.
II.
Mit dem neuen Jahrhundert beendete er seine politisch-publizistische Tätigkeit und wandte sich seiner wissenschaftlichen und literarischen Arbeit zu. Er übernahm eine Gymnasiallehrerstelle für Chemie und Physik an der Französischen Sekundärschule in Koblenz, seinem früheren Gymnasium. Es war eine wenig einträgliche Stelle mit einem Jahresgehalt von 1400 Franken, aber sie gestattete ihm einen bescheidenen Lebensstandard. Im Herbst 1801 gab er seinem Leben einen festen Rahmen durch die Vermählung mit Katharina von Lassaulx, Tochter des Koblenzer Appelationsgerichtsrats Adam von Lassaulx. Sie war eine schöne, geistvolle und freigeistige Frau. Das Paar verzichtete auf die kirchliche Trauung und begnügte sich mit einer zivilen Eheschließung nach französischem Recht. Seine Frau wurde ihm auch zur geistigen Mitarbeiterin. Die Ehe war glücklich und trug bei zu dem Görres-Bild „unzertrennbarer Häuslichkeit.“ (Heribert Raab). Der Ehe entstammten drei Kinder, Sophie, Guido und Marie. Die letztere wurde Schriftstellerin und betreute den Nachlass ihres Vaters.
Die Tätigkeit als Gymnasialprofessor ließ Görres Zeit, seine naturwissenschaftlichen und medizinischen Studien zu vertiefen und sich darüber hinaus mit indogermanischer Philologie und Mythologie zu beschäftigen. Zudem fühlte er sich zur Kunstwissenschaft hingezogen. In jener Zeit entstanden seine Schriften „Aphorismen über die Kunst“ (1802), „Aphorismen über Organonomie“ (1803), „Exposition der Physiologie“ (1805) und „Aphorismen über Organologie“ (1805) sowie sein Buch „Glauben und Wissen“ (1806), das sich noch in den von der Schellingschen Naturphilosophie vorgezeichneten pantheistischen Bahnen bewegte, aber doch schon eine Rückkehr zur katholischen Kirche erahnen ließ, deren wichtigstes Sprachrohr im Deutschland der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts er werden sollte. Seine schriftstellerische Tätigkeit in literarischen Zeitschriften wurde vom zeitgenössischen Idealismus inspiriert. Herder und Schelling halfen ihm, die Bedeutung von Sprache, Nationalstereotypen und Volkstum zu entdecken. Sein Geschichtsverständnis begann sich zu wandeln. Der revolutionäre Fortschrittsoptimist wurde zu einem konservativen Denker mit offenen Sinnen für Metaphysik. Sein Weltbild wurde vom Streben nach organischer, lebendiger Universalität bestimmt.
1806 wechselte er als Dozent an die Heidelberger Universität, um dort philosophische, physiologische und anthropologische Vorlesungen zu halten. Er bot aber auch Veranstaltungen zu altdeutscher Literatur an. Die erstaunliche Vielfalt seiner Interessen und seiner geistes- und naturwissenschaftlichen Kenntnisse wollte er einmünden lassen in eine Synthese von Geistes- und Naturwissenschaft.
Nach Heidelberg hatte ihn sein früherer Mitschüler und Jugendfreund Clemens von Brentano geholt. Zusammen mit ihm und Achim von Arnim wurde Görres zum Mitbegründer der jüngeren Romantik. Zu seinen Heidelberger Hörern gehörte auch Joseph von Eichendorff. Damals verfolgte Görres das Ziel, angesichts der Trübsal der Gegenwart durch Rückgriff auf die deutsche Vergangenheit „das deutsche Volk näher zu sich selbst zu bringen.“[14] Görres förderte die literarischen Unternehmungen seiner Freunde mit Rat und Tat, und er veröffentlichte selbst die „Deutschen Volksbücher“ (1807), um zu verdeutlichen, „daß fernab von dem Kreis der höheren Literatur unscheinbar und wenig bekannt die Volksliteratur bestanden habe; daß diese Volksbücher ein unverwüstliches Leben haben, daß sie, nie veraltend, stets willkommen, immer gleich belustigend und erquicklich und belehrend blieben; daß diese Volksbücher eigentlich den stammhaftesten Teil der Literatur bilden.“[15] In den Tagebüchern von Joseph von Eichendorff charakterisiert der romantische Dichter die Astronomie-Vorlesung von Joseph Görres: „Blaß, jung, wildbewachsen, feurigen Auges, aber monotoner Vortrag.“ Seine philosophische Vorlesung empfand Eichendorff als „ein göttlich Kolleg.“ Später schreibt er „Es ist unbegreiflich, welche Gewalt dieser Mann, damals selbst noch jung, auf die Jugend ausübt. Sein freier Vortrag war monoton, fast wie ein fernes Meeresrauschen, schwellend und sinkend, aber durch das einförmige Gemurmel leuchteten zwei wunderbare Augen und zuckten Gedankenblitze beständig hin und her; es war wie ein prächtiges nächtliches Gewitter, weckend und zündend für ein ganzes Leben.“[16]
Doch die Heidelberger Zeit blieb Episode. Die politische Neuordnung Badens unterstellte Dozenten und Bischöfe dem Polizeiminister. Dies empörte Görres. Außerdem ergab sich für Görres keine feste Anstellung an der Universität. Deshalb kehrte er 1808 auf die vom Präfekten der französischen Besatzungsmacht freigehaltene Stelle an der Sekundärschule in Koblenz zurück. Dort setzte er seine eklektischen sprachwissenschaftlichen und mythologischen Studien fort und lernte sogar im Selbststudium Persisch. Er veröffentlichte eine zweibändige „Mythengeschichte der asiatischen Welt“ (1810). In den Vorworten zu seinen Werken und in Aufsätzen behielt Görres das politische Geschehen in Deutschland im Auge. In „Über den Fall Teutschlands und die Bedingungen einer Wiedergeburt“ (1810) plädierte Görres für eine sittlich-religiöse Erneuerung. Als Voraussetzung einer solchen Erneuerung forderte er die Schaffung einer öffentlichen Meinung als Gewissen der Nation und der Regierungen.[17]
III.
Es sollte nicht lange dauern, bis Görres seine Forderung nach der Formierung einer öffentlichen Meinung selbst verkörpern konnte. Nach der Völkerschlacht von Leipzig (1813) verließ den französischen Kaiser Napoleon das Kriegsglück. Als im Januar 1814 die Heere der Alliierten am Rhein erschienen und vor ihnen sich die französische Besatzungsmacht zurückzog, gab Görres am 23. Januar die Erstausgabe einer neuen Zeitung, nämlich seines „Rheinischen Merkur“ heraus. Die Koblenzer Behörde hatte die Idee, Görres mit der Herausgeberschaft des „Mercure du Rhin“ zu betrauen, die bisher als zweisprachige Zeitung unter der Letztverantwortung des französischen Präfekten des Rhein- und Mosel-Departements bestanden hatte und vollständig den Interessen der Besatzungsmacht unterworfen war. Mit Joseph Görres sollte der „Rheinische Merkur“ seine Leser für die deutsche Sache und die der Heiligen Allianz gewinnen. Der „schwachatmige Mercure du Rhin wurde ersetzt durch den Rheinischen Merkur. Nach der Kirchhofstille, die seit langem in den Rheinlanden herrschte, dröhnte seine Alarmtrommel in die Öde der Stadt und die Erregung der Umwelt.“[18] Görres Popularität, seine Sprachkraft, seine Energie verhalfen dem „Rheinischen Merkur“ trotz der geringen Auflage von 5.000 Exemplaren zu der Stellung eines Nationalblattes, wie es Deutschland weder vorher noch nachher besessen hatte. Bis zum Verbot 1816 durch die preußischen Behörden erschienen 357 Ausgaben, deren Inhalte der Herausgeber und alleinige Redakteur Görres in der Regel selbst schrieb. Das Blatt erschien zwei bis viermal wöchentlich und wurde bald als Stimme Deutschlands im Kampf gegen Napoleon wahrgenommen. Mit dem Titel „Rheinischer Merkur“ wollte Görres „die rheinische Zunge, welche seit zwanzig Jahren in der Genossenschaft deutscher Völkerschaften beinahe ganz verstummt, in dem großen deutschen Orden wiederherstellen und ihr wieder Sitz und Stimme verschaffen im Rat der Brüder.“[19]
Der „Rheinische Merkur“ und sein Herausgeber wurden zum nationalen Sprachrohr der Deutschen gegen die Napoleonische Herrschaft. Von der nationalen Erregung ließ sich auch die deutsche Elite anstecken. Nicht nur die romantischen Schriftsteller und Freunde von Joseph Görres wie Clemens von Brentano, Achim von Arnim und die Gebrüder Grimm, auch Ernst Moritz Arndt, Gneisenau, Blücher und Scharnhorst unterhielten enge Beziehungen zum Herausgeber des „Rheinischen Merkur“. Auch der Weimarer Geheimrat Goethe besuchte zusammen mit Freiherr vom Stein Görres im August 1815 in Koblenz und frühstückte mit der Familie Görres auf der Kartause.[20]
Dass ein Presseorgan die nationalen Interessen bündelte, für die geistige, religiöse und politische Freiheit stritt und sowohl von Napoleon wie auch von den Verbündeten als öffentliche Meinung Deutschlands wahrgenommen wurde, war neu. Insofern war es nicht erstaunlich, dass 1814 Justus Gruner, preußischer Generalgouverneur der provisorischen Regierung der Verbündeten in den ehemals französischen Rheinlanden, Görres zum Direktor der Unterrichtsverwaltung am Mittelrhein ernannte. Görres war nun auf dem Höhepunkt seines politischen Einflusses angelangt. Der Kölner Kunstsammler Sulpiz Boisserée kommentiert dies so: „Der wilde Vogel, nachdem er lange in den Lüften herumgesegelt, hat endlich seinen rechten Zweig gefunden; er singt jetzt in einem jedem vernehmlichen, allen Menschen von Sinn und Herz erfreulichem Lied.“[21]
Die Napoleonischen Truppen hatten bei ihren Eroberungen unzählige Kulturgüter geraubt und nach Frankreich geschafft. Kunstwerke, ganze Bildersammlungen, Handschriften und kostbare Erstdrucke, Münzsammlungen und Archivalien. Görres und sein „Rheinischer Merkur“ verlangten die Rückgabe dieser Beutekunst und warfen der preußischen Diplomatie Nachgiebigkeit gegenüber Frankreich vor. Er machte sich auch hier zum Sprecher der öffentlichen Meinung in Deutschland, die einhellig die „Zurücknahme der Kunst und wissenschaftlichen Werke“ fordert.[22] Nach der Niederlage Napoleons konzentrierte sich Görres auf den Kampf gegen die Ergebnisse des Wiener Kongresses. Auf ihm hatten die Fürsten beschlossen, den Deutschen Bund wiederherzustellen, nicht aber das deutsche Kaisertum unter österreichischer Führung. Vor allem attackierte Görres den Bruch der Verfassungsversprechen und die Rückkehr des absolutistischen Geistes und bürokratischer Schikane (Rudolf Morsey) in den jetzt von den Preußen verwalteten Rheinlanden. Die Kompromisslosigkeit seines Engagements machte ihn zum Hoffnungsträger der freiheitlichen Patrioten und gleichzeitig zur Gefahr für die Politik der Restauration, zu der sich die preußische Regierung entschlossen hatte.
Zu Beginn des Jahres 1816 verloren die preußischen Behörden die Geduld mit dem zornigen Publizisten aus Koblenz und verboten den „Rheinischen Merkur“. Dieses Verbot entstand auf Verlangen des russischen Zaren und sollte jene Stimme stumm machen, die sich vehement für die Wiederherstellung des deutschen Kaiserreiches unter der Führung Österreichs und für freiheitliche Verfassungen für ganz Deutschland stark gemacht hatte. In der letzten Ausgabe des „Rheinischen Merkur“ versuchte Görres eine politische Erfolgsbilanz zu ziehen: „Deutschland ist in allen Gliedmaßen ein Leib geworden. So fühlt sich das Volk, und wenn ein Glied verletzt wird, empfinden alle insgemein den Schmerz. Dieses freie, rege Lebensgefühl hat das Land gerettet und ist die Herrschaft noch so sehr in alte Verblendung geteilt, die Völkerschaften haben in Mut und Ehre sich wiedergefunden, und sie werden um die Betörung einzelner willen sich nichts widerfahren lassen.“[23]
Auch von seinem Posten als Unterrichtsdirektor wurde Görres entfernt mit einer Abfindung in der Höhe eines Jahresgehaltes. Noch seine Erben mussten sich nach seinem Tod deshalb mit dem preußischen Fiskus auseinandersetzen. Um den unbequemen Geist aus dem Rheinland abzuziehen, bot ihm die preußische Regierung einen Lehrstuhl in Berlin an. Er lehnte ihn ab mit dem Hinweis, wenn er in Berlin zu einem Lehramt tauge, dann tauge er auch für seine Professur in seiner Heimat, nämlich an der neu errichteten Universität Bonn. Zuvor hatte er einen Ruf nach Lüttich ebenso abgelehnt wie die Berufung auf die Leitung der Stuttgarter Kunstschule. Görres befürchtete eine Verminderung seiner publizistischen Wirksamkeit, wenn er seinen heimischen Humus verlöre.
Die Hungersnot des Jahres 1817 beförderte ihn an die Spitze eines Koblenzer Hilfsvereins, der Geld und Aufmerksamkeit sammelte für die Hungernden in der Eifel und am Rhein. Minister von Hardenberg und der preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm (später König Friedrich Wilhelm IV.) begegneten Görres bei ihren Besuchen im Rheinland 1818 mit der Deputation für die Einführung der ständischen Verfassungen. In einer „Adresse der Stadt Koblenz“ (1818) finden sich die von rheinischem Stolz diktierten Sätze: „Es lebt eine deutsche Erinnerung im Geist des rheinischen Volkes fort, von dem, was der Rhein in der deutschen Geschichte bedeutet; wie in den Zeiten vor der Geschichte die Treverer aus der Mitte Belgiens bis in die Schweiz geherrscht; wie von Austrasien her das alte Gallien bezwungen worden, wie Rheinfranken in den Karolingern der Welt ihre Herren und Deutschland ein großes Kaisergeschlecht gegeben; wie die rheinischen Kurfürsten Deutschland stark gemacht, in dem sie durch kluge Wahl ihm jahrhundertelang eine Reihe der trefflichsten Kaiser ausgefunden; wie am Rhein alle Künste gediehen und das Haupt, die geistige Höhe und Blüte des Reiches sich entwickelt, als in den Extremitäten Awaren und Hungarn nach Österreich überzogen und Wenden und Slawen bis zur Elbe in Preußen herrschten; wie in den Jahrhunderten große Fürsten und Kirchenprälaten, Staatsmänner und Feldherren, Schriftsteller, Dichter, Baumeister, Maler und Künstler jeder Art von dort ausgegangen; und wenn in den letzten Zeiten ein Stillstand darin eingetreten, es ist darum geschehen, weil das Ganze und die Herrlichkeit des Reiches, worauf allein diese Bildung sich angewiesen befunden, in sich erstorben und zerfallen war.“[24]
Obwohl die Forderungen von Görres gemäßigt waren und nur die Wiederherstellung der „Freiheiten der Landschaft und der uralten, wahrhaft deutschen Verfassung“[25] verlangten, stießen sie bei der preußischen Regierung auf Granit. Nach der Ermordung des Dramatikers und russischen Staatsrates August von Kotzebue durch den Studenten Karl Ludwig Sand reagierten die Behörden mit verschärfter Repression. Kotzebue hatte in seinem 1818 gegründeten „Literarischen Wochenblatt“ die freiheitlichen Ideen des Wartburg-Festes verspottet. Die harte Reaktion des Staates auf das Attentat ließ Görres erneut zur Feder greifen. Unter dem Titel „Teutschland und die Revolution“ (1819) verfasste er eine in glühender Sprache gehaltene Kampfschrift gegen den Polizeistaat. Erneut sagte er sich von seiner jakobinischen und radikaldemokratischen Vergangenheit los und plädierte für die bewahrenden Kräfte von Monarchie und Kirche. Er hob die wichtige Rolle der Religion für die Sicherung geistiger und politischer Freiheit hervor. Nach Abschluss des Manuskriptes sagte Görres: „In Berlin wird’s diesmal sehr donnern.“[26] Es war mehr als Donner: Friedrich Wilhelm III. erließ per Kabinettsorder einen Haftbefehl gegen Görres und wollte ihn in die Festung Spandau bringen lassen. Görres erfuhr rechtzeitig von der drohenden Verhaftung und setzte sich nach Frankfurt ab. Als er auch dort verfolgt wurde, floh er nach Straßburg ins Exil. Dort sollte er bis 1827 bleiben, einschließlich eines einjährigen Aufenthaltes in der Schweiz.
IV.
Die Trennung vom Rheinland für den Rest seines Lebens markiert eine wichtige Zäsur in Görres’ äußerem Lebensweg. „Sein Vaterland hat ihn ausgespien“, kommentiert sein Freund Clemens von Brentano den neuen Wohnort.[27] Es ist nicht ohne Ironie, dass Görres, der Frankreich so lange bekämpfte, in Straßburg Zuflucht finden sollte und die Stadt ihn mit offenen Armen empfing. Benjamin Constant begrüßte ihn als den von den Königen Europas Verfolgten. Die Pariser Zeitung „Moniteur“ stellte ihn pathetisch unter Frankreichs Schutz. Die Straßburger Linksliberalen boten ihm die Leitung einer Zeitung, des „Patrioten“, an. In Straßburg könne er, wie ihn Achim von Arnim tröstet, „die Periode der Dummheit bequem abwarten.“[28] Dort kam Görres tatsächlich zur Ruhe und setzte seine schriftstellerische Tätigkeit fort.
Natürlich verfolgte der politische Publizist Görres auch die aktuellen Ereignisse und politischen Entwicklungen in Europa wie Aufstände in Neapel und in Spanien. Sein Blickfeld auf Deutschland weitete sich nun auf Europa aus. In nur 27 Tagen verfasste er seine Schrift „Europa und die Revolution“ (1821). Es ist die wahrscheinlich bedeutendste und tiefsinnigste seiner politischen Schriften. In ihr hielt er Europa das politische Elend seines gegenwärtigen Zustands in einer an das Alte Testament erinnernde Sprache vor Augen. Erneuerung und Wiedergeburt vermögen die Staaten nur durch innere Festigung erreichen. Ein lebensfähiger und zukunftsfester Staat gelinge nur auf der Grundlage der Religion, die – verkörpert in der Kirche – allein den Völkern Europas geistige und politische Freiheit sichern könne.[29] Diese Schrift ist von der Lehre des Gegensatzes inspiriert. Vier große Begriffspaare rahmen seine Argumentationen: Stoff und Kraft, Überlieferung und Neuerungstrieb, Autorität und Eigenwille, Glauben und Wissen. Nach Görres ist es Aufgabe des Staatsmannes, die rechte Mitte dieser Gegensätze zu erkennen und so ihren Ausgleich anzustreben. Auch dieser Schrift wurde die Ehre zuteil, von der preußischen Regierung verboten zu werden mit dem Argument, sie gefährde die Monarchie. Aber Görres ließ sich nicht entmutigen. Schon im nächsten Jahr erschienen die Schriften „In Sachen der Rheinprovinz und in eigener Sache“ und „Die Heilige Allianz und die Völker auf dem Kongress von Verona“ (1822). In ihnen spürte Görres den erdrückenden Folgen der Restauration für die Freiheitsrechte nach dem Wiener Kongress nach.
Schon während seiner Arbeit am „Rheinischen Merkur“ hatte Görres seinen Frieden mit der katholischen Kirche gemacht, vorbereitet auch durch seine historischen und mythologischen Studien. 1824 kehrte er mit seiner Familie auch formell in die Kirche zurück und entwickelte ein lebhaftes Interesse an theologischen und kirchenpolitischen Fragestellungen. Er wurde Mitarbeiter und einige Jahre alleiniger Redakteur der 1826 in Mainz gegründeten Zeitung „Der Katholik“. Auch ihr wurde bald das Lebensrecht in Deutschland entzogen und sie ließ sich in Straßburg nieder. Görres’ publizistische Kraft verhalf dieser Zeitschrift in kurzer Zeit zu hohem Ansehen. In ihr plädierte er immer wieder für einen Ausgleich zwischen Staat und Kirche. In den Straßburger Jahren schuf er auch die Grundlage für seine spätere Beschäftigung mit der christlichen Mystik: „Der Heilige Franziskus von Assisi – ein Troubadour“ (1826) und „Emanuel Swedenborg, seine Visionen und sein Verhältnis zur Kirche“ (1827).
V.
Im Herbst 1827 erhielt Joseph Görres einen Ruf an die Münchner Universität. Er nahm ihn an und konnte so ehrenvoll nach Deutschland zurückkehren. König Ludwig I. von Bayern hatte sich mit dieser Berufung allen preußischen Einwänden widersetzt. Zu Beginn seiner Regierung war Ludwig I. ein äußerst reformfreudiger Monarch und hatte eine Verlegung der altbayerischen Universität Landshut in die bayerische Hauptstadt verfügt. Er wollte so eine Chance für einen organisatorischen, ideellen und personellen Neuaufbau eröffnen. Der Ruf an Görres zum Wintersemester 1827/28 war trotz der Sparpolitik des Königs zustande gekommen, um mit dem „genialen Görres“ der Münchner Universität Anziehungskraft auf die akademische Jugend zu verschaffen. Sein universalistischer Wissenschaftsgeist, sein hohes Bildungsethos und seine ausstrahlende geistige Potenz sollten möglichst viele Hörer anlocken. Nicht zuletzt wurde die Universität mit der Hoffnung konfrontiert, dass Görres „der christlichen katholischen Richtung ein entschiedenes Übergewicht“ verschaffen sollte.[30]
Görres wurde der Lehrauftrag erteilt für „Allgemeine und Litteratärgeschichte“. Heimisch wurde Görres in München nicht, zu tief war seine rheinische Verwurzelung. Aber er avancierte bald zur Zentralfigur eines Kreises. Hatte er zuvor in Heidelberg die Romantiker um sich versammelt, so wurde er in München zum Mittelpunkt eines kirchenpolitischen Engagements für eine Erneuerung des katholischen Deutschlands. Dieser Kreis von katholischen Gelehrten hatte schon den Ruf von Görres nach München begrüßt und versuchte, das Übergewicht der aufklärerischen protestantischen Wissenschaft und des weltanschaulichen Liberalismus auszutarieren. Zu diesem Kreis gehörten Obermedizinalrat Johann Nepomuk Ringseis, dem Görres später als enger Freund und Arzt bis zu seinem Lebensende verbunden war, der Philosoph Franz Baader, der Theologe Ignaz Döllinger, der Diplomat Karl August Freiherr von Overkamp, der Historiker und Diplomat Karl Maria Freiherr von Aretin, der spätere Bischof von Eichstätt Georg von Öttl und der spätere Bischof von Regensburg, Franz Xaver von Schwäbl.
Diese Persönlichkeiten fanden sich zu regelmäßigen Treffen in einem Lokal und bildeten den Kern einer Mannschaft, die sich – verstärkt durch Görres – entschloss, eine Zeitschrift herauszubringen, welcher der programmatische Name „Eos“ gegeben wurde. Von ihren Gegnern wurde der Eos-Kreis rasch mit dem Etikett „Congregation“ belegt, um „Jesuitismus, Ultrakonservatismus und Geheimbündelei“ zu insinuieren. Dabei war der Kreis weit von einer homogenen Geschlossenheit entfernt. Bei den Treffen wurde über alle aktuellen Themen in Wissenschaft, Politik und Kunst debattiert. Zu jedem Thema gab es mindestens so viele Ansichten wie Teilnehmer. Der Kreis war auch offen für Protestanten. Achim von Arnim veröffentlichte 1830 einen Verteidigungsartikel: „Ich nahm öftern und sehr ernsten Anteil an dieser Congregation. Ich glaube die Geheimnisse ihres Bestehens zu wissen, und erkläre offenherzig, dass die gute Küche einen bedeutenden Anteil hat. Ich habe da gut gespeist und gut getrunken, wurde geistreich, aber nicht geistlich unterhalten. Wir lachten viel über lustige Geschichten, wir disputierten auch manchmal, aber nie über Religionswahrheiten; denn katholische und evangelische Mitglieder saßen da zusammen. So ist die Einrichtung dieser geheimnisvollen Congregation, wie sie von ihren Gegnern genannt wird; denn sich selbst hat diese Gesellschaft weder Name noch Gesetz gegeben … Der Gegner möchte nun sagen, daß diese Speisen nicht das Verfänglichste wären dieser Gesellschaft, sondern die gemeinsame Gesinnung, die sich da zu großen Einwirkungen auf den Staat, insbesondere aber zur Protektion des Teufels sammele und verdichte … In dieser Gesellschaft (habe ich) so wenig Übereinstimmung und gemeinsame Ansichten gefunden wie im übrigen München.“[31]
Als sich von Arnim mit dieser Eloge an die Öffentlichkeit wandte, hatte der Kreis seine Arbeit an der Zeitschrift „Eos“ schon eingestellt. Sie war auch beim König in Misskredit geraten. Görres wurde von den Vorbereitungen für seine Vorlesungen zu stark in Anspruch genommen, als dass er das Ende des Blattes tief bedauert hätte. Dafür war sein Start als Hochschullehrer fulminant. Nicht nur Studierende, auch Freunde, Männer des öffentlichen Lebens, Künstler und Durchreisende wollten den berühmten Mann hören und sehen. Kein Hörsaal reichte aus, um die Zahl seiner Zuhörer zu fassen. Die neue Hochschulpolitik Ludwigs I. hatte völlige Studienfreiheit durchgesetzt. Die auf sechs Semester berechneten Berufsfächer ließen in einem langen fünfjährigen Studium ausreichend Zeit, die vielfältigen Bildungsmöglichkeiten der Universität zu nutzen. So wurde der Besuch von juristischen, theologischen und philosophischen Vorlesungen für alle Studierenden möglich. Von diesem Studium Generale profitierte Görres. Die Studenten richteten hochgespannte Erwartungen an ihn als eine nationale und weltanschauliche Symbolfigur. Das galt für seine Anhänger wie auch für seine Gegner.[32] „Lebte er nicht hier, so wäre München ein gewöhnlicher Ort“, rühmte Clemens von Brentano 1833 die Bedeutung seines Freundes Görres für die Bedeutung der Hauptstadt.[33] Görres war als Exponent einer universalistischen Wissenschaftskonzeption nach München gerufen worden und er hat die Chance ergriffen, die sich ihm an der neustrukturierten Universität bot. Seine Lehrtätigkeit war fachübergreifend. Er wollte das Wissen seiner Zeit anbieten in einer weltanschaulich orientierenden Gesamtschau.
Die Freistudienverordnung von 1827 verschaffte Görres eine geistige Breitenwirkung. Er konnte bei seinen Kollegien regelmäßig mit 500 bis 600 Zuhörern rechnen. Neue Statuten des Ministeriums Oettingen-Wallerstein versetzten aber 1832 dem Studium Generale einen herben Schlag. Von ihm war auch Görres betroffen. Sein Wissenschaftsverständnis kollidierte mit den neuen Vorschriften, die den Studierenden weniger Freiraum ließ als zuvor. Dadurch schmolz der Besuch seiner Veranstaltungen deutlich ab. Sie waren Luxusveranstaltungen geworden, weil die Studierenden die Mindestanforderungen der Prüfungsordnung zur Norm machten und nichts belegten, was nicht notwendig war.[34] Die neue Studienordnung galt nur für bayerische Studenten. Nichtbayerische Hörer und Theologiestudenten, die bei Görres ihre Theologiestudien zu vertiefen suchten, bildeten jetzt die Stammmannschaft seiner Kollegien. Über sie spottet Heinrich Heine, sie seien eine „Ecole Polytechnique d’Obscurantisme“.[35]
Mit den Professoren seiner Fakultät pflegte Görres nur wenig Umgang. Von seinen Pflichten als Fakultätsmitglied dispensierte er sich weitgehend. Vor allem mit seinen Historikerkollegen lebte er in Anspannung, weil sein intuitives Wissenschaftsverständnis und seine titanische Geschichtsauffassung mit der damals sich etablierenden historischen Methode kollidierten. Das ist auch der Grund dafür, dass er nicht zum Haupt einer Schule wurde. Die meisten, die sich als seine Schüler bezeichneten, waren Theologen, darunter die beiden großen Wegbereiter der katholischen Sozialbewegung in Deutschland, Adolf Kolping und Freiherr von Ketteler. Der spätere „Gesellenvater“ Kolping hatte zu Beginn der 1840er Jahre drei Semester lang die Görresschen Vorlesungen besucht und sich vom Geist des Kreises um Görres inspirieren lassen. Auch Freiherr Wilhelm Emanuel von Ketteler, der spätere Bischof von Mainz und bedeutendster Wegbereiter der modernen Katholischen Soziallehre in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verkehrte im Kreis von Görres und Döllinger. Dem Görres-Kreis attestierte er „ungezwungendste, heiterste Geselligkeit ohne Stubenhockerei.“[36] Er wurde 1848 in die Frankfurter Paulskirche gewählt.
Görres hatte zwischen sich und seiner Fakultät einen „Trennungsstrich“ gezogen. Wenn überhaupt, so beteiligte er sich nur unwillig an Prüfungen und lehnte es ab, Doktorprüfungen von Studenten abzunehmen, deren Dissertationen von anderen Professoren betreut wurden. Wenig kooperativ verhielt er sich auch bei seiner eigenen Ehrenpromotion. Die Universitätsleitung war damals bemüht, dem Beruf des Universitätslehrers deutlicher als bis dahin in Bayern üblich vom Lehrerberuf abzuheben und ihn an wissenschaftliche Qualifikationen wie Promotion und Habilitation zu binden. Auf diese Weise hoffte sie, den Einfluss des Ministeriums auf die Berufungspolitik der Universität zu schmälern. 1831 forderte der Rektor der Münchner Universität, Joseph Franz Alleoli, die Philosophische Fakultät auf, Görres den Doktorgrad ehrenhalber zu verleihen. Damit sollte zudringlichen Anträgen von akademisch nicht ausgewiesenen Leuten ein möglicher Präzedenzfall genommen werden. Obwohl Görres von dieser Initiative unterrichtet war, hat er sie nicht mit dem erwarteten eigenen Gesuch begleitet. Und nach dem Erhalt des Doktor-Diploms ließ er sich noch vier Wochen Zeit für ein Dankesschreiben. In der Ehrendoktor-Urkunde wurde seine Verdienste um die Philosophie, die Sagenforschung, zuletzt auch um die Geschichte gewürdigt.[37]
Ebenso wenig wie zuvor fand Görres Gefallen am Wirken in einer Institution, als er 1839 für zwei Jahre zum Dekan und Ephor von seiner Fakultät gewählt wurde. Ephor war ein neues Amt, das die Hochschulreform von 1838 im Zuge einer Rekatholisierungspolitik geschaffen hatte. Diese Politik wie auch das neue Amt waren heftig umstritten. Die Philosophische Fakultät sollte sich neben der wissenschaftlichen Bildung auch um die sittliche Reife ihrer Studierenden kümmern. Sie sollten in ihren zweijährigen philosophischen Kursen dem Ephor als einem „Freund und Rathgeber“ unterworfen werden, der „ihre Studien und Sitten mit aufmerksamen Auge verfolgt und beide vor nachtheiligen Einwirkungen schirmt.“ Die Wahl von Görres in dieses Amt hat den König und seinen Minister erfreut, ihn aber selbst in eine tiefe Verlegenheit gestürzt. Nachdem seine Wahl „schon in den Zeitungen umgetragen“ war, konnte er nicht mehr absagen und trat sein Amt zögerlich an. Die auch von ihm erwarteten Schwierigkeiten blieben nicht aus. Die 400 jungen Menschen sabotierten ihren Aufpasser und dieser zog sich nach Ablauf seiner Amtszeit resigniert in ein Freisemester zurück.[38]
Den Rückgang seiner Studierendenzahlen nach der Hochschulreform des Jahres 1832 hatte Görres genutzt, um an seinem Werk „Christliche Mystik“ zu arbeiten, dessen erster Band 1836 erschien. Dabei griff er auf frühere Ansätze seiner universalistischen Geschichtsbetrachtung zurück. Er unterbrach diese Arbeiten, als die preußische Regierung im November 1837 den Kölner Erzbischof Clemens August Freiherr von Droste zu Fischering gefangen nahm und ihn auf der Festung Minden internierte. Abweichend von seinem Vorgänger hatte der Kölner Erzbischof in der Frage der Mischehe eine bestimmtere Haltung eingenommen, die die preußische Regierung durch seine Inhaftnahme brechen wollte. Es ging um die Konfessionszugehörigkeit von Kindern aus konfessionell gemischten Ehen, für die 1834 eine Kompromisslösung zwischen Rom und Berlin gefunden war, die dann nach Meinung der preußischen Regierung durch den Kölner Erzbischof 1837 sabotiert wurde. Dieses „Kölner Ereignis“ musste Görres auf den Plan rufen. In nur vier Wochen schrieb er seinen „Athanasius“, dem noch in seinem Erscheinungsjahr 1838 vier weitere Auflagen folgten.[39]
Diese Kampfschrift sollte Görres’ berühmteste Veröffentlichung werden. Sie wurde mit einer riesigen Auflage die wahrscheinlich einflussreichste Schrift des Vormärz und sicherte ihrem Autor den Ruf als Sprachrohr des deutschen Katholizismus. Der „Athanasius“ war mehr als ein flammendes Plädoyer gegen die Allmacht des preußischen Staates, der das begangene Unrecht wiedergutzumachen und den Streitfall beizulegen hatte. Zentraler Punkt der Streitschrift war vielmehr die Forderung, die Kirche als eine dem Staat frei und unabhängig gegenüberstehende Einrichtung grundsätzlich anzuerkennen. Görres sagte jedem fürstlichen Absolutismus den Kampf an und verlangte eine neue Realverfassung für die preußische Monarchie. Deshalb gehört der „Athanasius“ zu der „Geschichte der deutschen Freiheit“. Görres ging es in seiner Streitschrift nicht um juristische Argumentationen, sondern um einen politischen Appell, der trotz oder vielleicht sogar wegen seines gemäßigten Gesamtduktus langfristig erfolgreich wurde. „Es ging ihm um Rechtsgleichheit ohne die Rechte anderer Konfessionen zu verletzen und das Band zwischen Kirche und Staat zu zerschneiden“ (Heinz Hürten). Görres hat der katholischen Bewegung Deutschlands, die sich nach seinem Tode zu formieren begann, mit seinem „Athanasius“ ein Programm geschrieben, das bis zum Ende des Bismarckschen Kulturkampfes Geltung beanspruchen konnte. Görres war nun auf dem Höhepunkt seines Einflusses und seiner Popularität. Ein Brief aus den USA mit der Adresse „An Herrn Professor Görres in Europa“ fand seinen Weg in das Görressche Haus in der Schönfeldstraße in München, das Görres 1836 gekauft hatte.[40]
1839 erhielt er von König Ludwig I. den Verdienstorden der Bayerischen Krone. Er wurde in den persönlichen Adelsstand erhoben. Im katholischen Deutschland und bei den Katholiken in aller Welt galt er nun als der wirkungsmächtigste Streiter für die Freiheit der Kirche. Mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgte er die weitere Entwicklung des „Kölner Ereignisses“. Seinen drei Hauptgegnern im Streit um die Freiheit der Kirche warf er die Kampfschrift „Die Triarier“ (1838) entgegen und ließ seinem „Athanasius“ noch die Broschüren „Zum Jahrgedächtnis des 20. November 1837“ (1838) und „Zum zweiten Jahrgedächtnis des 20. November 1837“ (1839) folgen.
Als der Streit beendet war, zog er eine positive Bilanz und entwickelte seine Visionen für das künftige Verhältnis zwischen Staat und Kirche unter dem Titel „Kirche und Staat nach Ablauf der Cölner Irrung“ (1842). Zusammen mit seinem Sohn Guido gab er seit 1838 die Halbmonatszeitschrift „Historisch-politische Blätter für das Katholische Deutschland“ heraus. Sie wurde für fast ein Jahrhundert (bis 1923) das wichtigste Publikationsorgan für die zunächst noch großdeutsch orientierte Freiheitsbewegung der deutschen Katholiken. Das Interesse an der Zeitschrift steigerte sich durch ihr Verbot in Preußen. 1845 verfügte sie über 1.500 Abonnenten. Den Kommunikationsgewohnheiten der damaligen Zeit entsprechend hatte sie sehr viel mehr Leser.
Seine unermüdlich erscheinende Schaffenskraft ließ ihn die im „Rheinischen Merkur“ immer wieder ventilierte Idee aufgreifen und ausführlich darstellen, das seit hunderten Jahren zum Stillstand gekommene Bauwerk des Kölner Doms als nationales Denkmal endlich zu vollenden. Sein Freund Sulpiz Boisserée hatte Ansichten, Risse und Detailzeichnungen des Domes angefertigt und „Ergänzungen nach dem Entwurf des Meisters“ vorgeschlagen. Boisserée gelang es in der zweiten Dekade des 19. Jahrhunderts, die politischen und intellektuellen Eliten Deutschlands für die Ausbaupläne zu begeistern. Als dann im Herbst 1814 in Amorbach das verschollene Pergament mit den Fassaden „Riss F“ gefunden wurde, rückte die Idee der Vollendung des Torsos aus dem Bereich des Wünschenswerten in den des Möglichen. Inzwischen hatten sich der preußische wie der bayerische Kronprinz sowie Johann Wolfgang von Goethe und Ernst Moritz Arndt für die Boisseréesche Idee stark gemacht, zu deren wortmächtigstem Kommunikator Görres wurde. Auf die Vorarbeiten im „Rheinischen Merkur“ zurückgreifend, legte Görres 1842 die Schrift „Der Dom von Cöln und das Münster zu Straßburg“ vor[41], dessen Ertrag dem Dombau zugute kommen sollte. Etwa 6.000 Exemplare wurden allein in den ersten beiden Jahren verkauft. Der Kölner Dombauverein erhielt von Görres den Reinertrag in Höhe des Jahreseinkommens eines wohlhabenden Handwerksmeisters.[42]
Anlass für die letzte Veröffentlichung von Görres vor seinem Tod war die Wallfahrt zum Heiligen Rock nach Trier (1844), an der mehr als eine Million Menschen teilnahmen. Diese machtvolle Demonstration des rheinischen Katholizismus löste eine heftige Pressefehde aus, in die sich Görres mit seiner Schrift „Die Wallfahrt nach Trier“ (1845) einschaltete.[43] Der Streit zeigt, welche Bedeutung die öffentliche Meinung mittlerweile in Deutschland errungen hatte. Er legte aber auch offen, wie gereizt die beiden Konfessionen um Öffentlichkeit rangen und wie viel Gewicht religiösen Fragen dabei zukam. Die protestantische Seite verstand die Wallfahrt als Manifestation eines undeutschen, von Rom gelenkten Katholizismus. Weil Deutschland damals um seine Identität rang und die Wallfahrt als von außen gesteuert und antinational missverstanden wurde, bekam der Streit ein unvorhersehbares Gewicht. Görres forderte in seiner Schrift wie schon zuvor mit großem Nachdruck die Gleichbehandlung beider Konfessionen durch den Staat. Anders als im „Athanasius“ ist die Polemik gegen den preußischen Staat stark zurückgenommen, nachdem der Streit um das „Kölner Ereignis“ abgeklungen war. Der Autor wollte den gewachsenen Zusammenhalt der Nation nicht durch allzu schrille antipreußische Töne stören.[44]
VI.
Am 29. Januar 1848 starb Joseph Görres in München. Der große Publizist und Kämpfer für die Freiheit der Kirche wurde auf dem südlichen Friedhof beigesetzt. Es hat eine hohe Symbolkraft, dass heute gegenüber dem Friedhof das „Medienkloster“ liegt, Sitz des Instituts zur Förderung des publizistischen Nachwuchses der katholischen Kirche, das in den letzten Jahrzehnten mehr als 1.000 Journalisten ausbildete. Görres, genialischer Autodidakt, wortgewaltiger Publizist, universalistischer Denker, führte seinen Familiennamen zurück auf eine volkstümliche Verballhornung von Georgius, dem Drachentöter. Görres hat zeit seines Lebens gekämpft gegen den Drachen jeder Willkürherrschaft und Staatsallmacht und für Gerechtigkeit und Freiheit. In der Geschichte der deutschen Presse hat er ebenso einen festen und unbestrittenen Platz wie in der Geschichte der Formierung des politischen Katholizismus in Deutschland, wie er sich in Katholikentagen, im katholischen Vereinswesen und in der Zentrumspartei entfaltet hat. Sein Lebenswerk entzieht sich jeder knappen Bilanzierung. Vielmehr dürfte seine Wirkung und Nachwirkung eher in der „sittlichen Unbedingtheit seines Wahrheits- und Freiheitswillens und des Beispielcharakters seines Lebens in der Wendezeit zwischen zwei Revolutionen 1789 und 1848“ zu suchen sein (Otto B. Roegele). Er selbst verstand seine Aufgabe als die eines politischen Wächters und prophetischen Mahners.
Sowohl in der Publizistik als auch in der Wissenschaft hat die Nachwelt des großen Rheinländers gedacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg erschien in Koblenz am 15. März 1946 die erste Ausgabe eines neuen „Rheinischen Merkur“. Der Gründer und Chefredakteur Franz Albert Kramer schrieb in seinem Leitartikel „Ein Name“: „Es gibt keinen größeren Namen, zu dem wir greifen könnten. Mit der Ursprünglichkeit seines Denkens, mit der Kraft seiner Sprache, mit der hinreißenden Leidenschaft seines Denkens hat Görres dem Rheinischen Merkur den höchsten Rang gesichert, den eine Zeitung deutscher Zunge je erreicht hat.“
63 Jahre lang stritt der „Rheinische Merkur“ für Rechtsstaatlichkeit und freiheitliche Demokratie, für die Integration des jungen Staates in die westliche Wertegemeinschaft, für die Aussöhnung mit Frankreich, Polen und Israel, für europäische Einigung, Soziale Marktwirtschaft und Ökumene. In diesen Jahrzehnten konnte er sich einem prominenten Platz in der säkularen Publizistik erobern und wurde zu einem Kleinod des politischen Qualitätsjournalismus. Nach der Fusion mit der evangelischen Wochenzeitung „Christ und Welt“ in den 1980er Jahren wurde er zur einzigen Stimme der christlichen Kirchen in den säkularen Printmedien, obwohl er im Alleinbesitz der katholischen Kirche stand. Diese sah sich 2009 außerstande, dessen finanzielle Defizite auszugleichen und übertrug die Verantwortung für das Blatt Ende 2010 auf die Wochenzeitung „Die Zeit“.
Sehr viel glücklicher verlief der Rekurs auf Görres in der Wissenschaft. Zu seinem 100. Geburtstag versammelten sich in seiner Geburtsstadt Koblenz katholische Wissenschaftler und Publizisten, um die Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutschland aus der Taufe zu heben. Sie hat es sich Aufgabe gemacht, Glauben und Vernunft zu versöhnen und im Geiste ihres Namensgebers Wissenschaft und religiöse Grundorientierung miteinander zu verbinden. Zum 200. Geburtstag von Görres 1976 hielt sie, wiederum in seiner Geburtsstadt Koblenz, die 100. Generalversammlung ab. Die Görres-Gesellschaft mit ihren heute 3.000 Mitgliedern aus allen wissenschaftlichen Disziplinen hält in ihren Publikationen den Geist jenes Mannes wach, dessen Warnung vor Gewaltherrschaft und staatlicher Willkür und dessen Kampf für die christliche Grundierung des öffentlichen Lebens heute ebenso aktuell ist wie zu seiner Lebenszeit.
Der Verfasser dankt Prof. Dr. Winfried Becker für die kritische Durchsicht des Manuskriptes.
[1] Rudolf Morsey, Joseph Görres (1776-1848), in: Jürgen Aretz, Rudolf Morsey, Anton Rauscher (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern – Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts, Band 3, Grünewald-Verlag, Mainz 1979, Seite 26. Vgl. auch Heribert Raab (Hrsg.), Joseph Görres (1776-1848), Leben und Werk im Urteil seiner Zeit. Joseph Görres, Gesammelte Schriften, herausgegeben im Auftrag der Görres-Gesellschaft, Ergänzungsband 1, Paderborn 1995, ders. (Hrsg.), Joseph Görres, Gesammelte Schriften, Band 14, Schriften der Straßburger Exilszeit 1824-1827, Aufsätze und Beiträge im Katholik, Paderborn 1987, sowie Hubert Jedin (Hrsg.), Handbuch der Kirchengeschichte, Band 5, Die Kirche im Zeitalter des Absolutismus und der Aufklärung, Freiburg / Basel / Wien 1985, Seite 477-570.
[2] Vgl. Wolfgang Bergsdorf, Der Merkur war sein Leben, in: Rheinischer Merkur, Nr. 47, 25. November 2010 (letzte Ausgabe).
[3] Wilhelm Schellberg, Joseph von Görres, Köln 1926, Gilde-Verlag, Seite 77.
[4] Vgl. hierzu Artikel Görres, in: Staatslexikon der Görres-Gesellschaft zur Pflege der Wissenschaften im katholischen Deutschland, 3. neubearbeitete Auflage, Herder-Verlag, Freiburg 1909, Band 2, Seite 810 ff.
[5] Anton Zingerle, Ein kulturelles Biotop im Wandel. Die Görres-Gesellschaft und die Krisen der Zeit, in: Jahres- und Tagungsbericht der Görres-Gesellschaft, Bonn 2010, Seite 75. Vgl. hierzu auch Reinhard Koselleck, Art. Krise, in: Geschichtliche Grundbegriffe, herausgegeben von Otto Brunner, Werner Conze und Reinhard Koselleck, Band 3, Stuttgart 1982, Seite 617 ff.
[6] Morsey, a.a.O.
[7] Friedrich Hebbel, Tagebücher, Band 3, Leipzig 1958, Seite 108.
[8] Schellberg, a.a.O., Seite 5.
[9] Staatslexikon, a.a.O, Seite 810.
[10] a.a.O., Seite 811.
[11] a.a.O.
[12] a.a.O.
[13] Zitiert nach Hagen Schulze, Die Geburt der deutschen Nation, in: Mitten in Europa – deutsche Geschichte, Hartmut Boockmann u.a., Berlin, Siedler-Verlag 1992, Seite 227.
[14] Staatslexikon, a.a.O. Seite 812.
[15] a.a.O.
[16] Schellberg, a.a.O., Seite 48.
[17] Morsey, a.a.O., Seite 31.
[18] Schellberg, a.a.O., Seite 68.
[19] Staatslexikon, a.a.O., Seite 802.
[20] Schellberg, a.a.O., Seite 75.
[21] Schellberg, a.a.O., Seite 71.
[22] Rheinischer Merkur Nr. 278, 6. August 1815. Das Titelblatt diese Ausgabe war in der Ausstellung „Napoleon und Europa – Traum und Trauma“ in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn zu sehen und wird 2011 in Paris präsentiert werden. Vgl. Katalog, hrsg. von der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Prestel Verlag, München / Berlin / London / New York 2010, darin besonders „Objekte der Begierde – Napoleon und der europäische Kunst- und Gedächtnisraub“, Seite 261 ff.
[23] Schellberg, a.a.O., Seite 82.
[24] Staatslexikon, a.a.O., Seite 831 ff.
[25] a.a.O., Seite 814.
[26] Schellberg, a.a.O., Seite 101.
[27] a.a.O., Seite 107.
[28] a.a.O., Seite 111.
[29] Europa und die Revolution von Görres, Stuttgart 1821.
[30] Harald Dickerhof, Görres an der Münchner Universität, in: Philosophisches Jahrbuch, 96. Jahrgang, 1. Halbband, Alber-Verlag, Freiburg 1976, Seite 150 f.
[31] Monika Fink-Lang, Einleitung – Die Münchner Jahre, in: Joseph Görres, Gesammelte Schriften, hrsg. im Auftrag der Görres-Gesellschaft, Briefe Band 1, Ferdinand Schöningh, Paderborn / München / Wien / Zürich 2009, Seite LII ff.
[32] Dickerhof, a.a.O., Seite 152.
[33] a.a.O., Seite 148.
[34] a.a.O., Seite 164.
[35] a.a.O., Seite 165.
[36] Fink-Lang, a.a.O., Seite XXXI.
[37] Dickerhof,, a.a.O., Seite 161 f.
[38] Dickerhof, a.a.O., Seite 158 f.
[39] Joseph Görres, Gesammelte Schriften, a.a.O., Band XVII. Schriften zum Kölner Ereignis, erster Teil, Athanasius, bearbeitet von Heinz Hürten, Paderborn 1998.
[40] Staatslexikon, a.a.O., Seite 817.
[41] Joseph Görres, Gesammelte Schriften, a.a.O., Band XVII, dritter Teil, Der Dom zu Köln und das Münster zu Straßburg, bearbeitet von Bernd Wacker, Paderborn 2006.
[42] a.a.O., Seite LXXV.
[43] Joseph Görres, Gesammelte Schriften, a.a.O., Die Wallfahrt nach Trier, bearbeitet von Irmgard Scheitler, Paderborn 2000.
[44] a.a.O., Seite XVII.