Die Gesellschaft

Nachrichten der Görres-Gesellschaft

20.01.22

Prof. Dr. Nils Goldschmidt beim 8. Görres-Webinar: "Den Menschen ins Zentrum stellen!"

Referent des Abend Prof. Dr. Nils Goldschmidt

Diskutant Prof. Dr. Althammer, Uni Eichstätt-Ingolstadt

Diskutant Prof. Dr. phil. habil. Uwe Kranenpohl

Cover des Buches von Prof. Goldschmidt, Herder-Verlag

In einem eindrucksvollen Webinar, das unter dem Titel "Die Renaissance der Sozialen Marktwirtschaft im ökologischen Zeitalter" stand, präsentierte am Donnerstag, dem 20. Januar 2022, Professor Dr. Nils Goldschmidt von der Universität Siegen fünf Thesen zur Rolle der Sozialen Marktwirtschaft, zur politischen Kultur und zum Grundverständnis unserer demokratischen Verfasstheit in Zeiten dramatischer gesellschaftlicher Umbrüche. Goldschmidt formulierte sie vor dem Hintergrund seiner Überlegungen, wann gesellschaftliche, ökologische oder soziale Kipppunkten eintreten und wie sie sich durch Änderungen in ihrem Umfeld vermeiden lassen. Sein Referat basierte auf seinem jüngst veröffentlichten Buch „Gekippt. Was wir tun können, wenn Systeme außer Kontrolle geraten", in dem er die folgenden Thesen weiter ausformuliert:

1. Radikale Probleme brauchen keine radikalen Lösungen, sondern kleine, behutsame Schritte.

2. Gefordert ist eine Politik der Behutsamkeit, in der es darum geht, Vertrauen in die Institutionen des Staates zu festigen bzw. wieder aufzubauen.

3. Toleranz und gegenseitige Anerkennung sind ein Gebot der Stunde. Auch bei der Bewältigung der ökologischen Krise ist es unabdingbar, dass die Menschen an der konkreten Gestaltung von Politik beteiligt werden.

4. Die europäische Idee braucht ein neues Selbstbewusstsein. Auch wenn die Schwierigkeiten Europas unübersehbar sind, so wurden doch bahnbrechende Entwicklungen vollzogen. Das daraus erwachsende Selbstbewusstsein rechtfertigt es, anderen Regionen der Welt zu begegnen und auf sie einwirken zu wollen.

5. Um Stabilität von Systemen zu erreichen, braucht es Flexibilität. Wichtig ist, notwendige Veränderungen anzugehen, z.B. in der Bewahrung sozialer Sicherungssysteme oder in der Antwort auf die ökologische Krise.

Professor Goldschmidt plädierte in seinem Vortrag dafür, den Kern und die Substanz des Erreichten nicht aufzugeben. Das Wort Ludwig Erhards vom „Wohlstand für alle“ abwandelnd, plädierte er für „Lebenschancen für alle“ und eine Soziale Marktwirtschaft, die letztlich den Menschen und seine Lebensbedingungen in den Mittelpunkt stellt.

Die mehr als 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten sich begeistert von der Klarheit der vorgetragenen Thesen und diskutierten engagiert beispielsweise Professor Goldschmidts Ausführungen zu einer CO2-Bepreisung und der Notwendigkeit, dafür einen sozialen Ausgleich zu schaffen.

Zum Referenten: 
Professor Dr. Nils Goldschmidt ist Professor für Kontextuale Ökonomik und Ökonomische Bildung an der Universität Siegen. Zugleich ist er dort Vorsitzender des Zentrums für ökonomische Bildung (ZöBiS) und Direktor des Zentrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung (ZLB). Er ist Mitglied im Vorstand der Görres-Gesellschaft. Unlängst erschien im Herder-Verlag sein Buch "Gekippt. Was wir tun können, wenn Systeme außer Kontrolle geraten", das er zusammen mit Dr. Stephan Wolf verfasste. Weitere Informationen zu dem Buch und einen Trailer finden Sie hier. Das Webinar fand in Zusammenarbeit mit der der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft e.V. statt, deren Vorsitzender Professor Goldschmidt ist. 

Zum Buch: 
In einer Rezension zum Buch heißt es: "Kippmomente bezeichnen ... Situationen, in denen sich ein System (ökologisch, politisch oder sozial) plötzlich und unumkehrbar ändert. Das Wissen um sie ist für das Verständnis unserer komplexen Gegenwart essenziell.... Nils Goldschmidt und Stephan Wolf machen deutlich, dass Kippmomente keine unabänderbaren Schicksale sind, sondern beeinflusst und abgewendet werden können. Ein Buch, das zeigt, wie wir unsere Zukunft in einer sich immer schneller wandelnden Welt gestalten können, anstatt uns vor der nächsten Krise zu fürchten." Bundespräsident a.D. Horst Köhler sagte über das Buch: "Nils Goldschmidt und Stephan Wolf setzen mit diesem Buch ein Zeichen gegen Resignation und Zweifel an der Fähigkeit der Demokratie, die vielen Krisen der Gegenwart zu überwinden. Sie zeigen anschaulich, wie schnell selbstverständlich Geglaubtes ins Rutschen geraten kann - und wie es in neue Balance zu bringen wäre, durch Veränderungsbereitschaft statt Verteidigung des Status quo. Aufrüttelnd und ermutigend zugleich." 

 

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