Die Görres-Gesellschaft schreibt - noch bis zum 15. Juni - im Vorgriff auf ihre 124. Jahrestagung, die vom 23. bis zum 25. September 2022 in Aachen unter dem Rahmenthema "Die Optimierung des Menschen" durchgeführt werden soll, einen Essay- bzw. Kreativ-Wettbewerb für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – insbesondere für solche in der Qualifizierungsphase - aus. Die Ausschreibung im pdf-Format finden Sie hier. Die Görres-Gesellschaft hatte bereits im vergangenen Jahr einen Essay-Wettberwerb zum Thema der 123. Jahrestagung "Toleranz? Herausforderungen und Gefahren" ausgeschrieben. Die zahlreichen, sehr innovativen Einsendungen bestärkten die Verantwortlichen, die Ausschreibung auch für das kommende Jahr vorzusehen (bitte sehen Sie dazu die Ausschreibung 2020 und die Gewinner des Wettbewerbs).
Erwünscht sind Arbeiten, die sich mit dem Thema "Optimierung des Menschen" in Form von Essays oder Kurzgeschichten, aber auch in Form von Filmen, Podcasts, Fotografien o.ä. auseinandersetzen. Der Kreativität und dem Ideenreichtum sind keine Grenzen gesetzt.
Beiträge zum Wettbewerb können bis zum 15. Juni 2022 bei der Geschäftsstelle der Görres-Gesellschaft in Bonn eingereicht werden. Bitte senden Sie Ihren Beitrag und getrennt davon Angaben zu Ihrer Person ein, so dass Ihr Beitrag anonymisiert bearbeitet werden kann. Einzureichen sind die Arbeiten unter der E-Mail-Adresse: verwaltung(at)goerres-gesellschaft.de Sollten Sie Fragen zur Ausschreibung haben, können Sie sich ebenfalls per E-Mail an diese Adresse wenden.
Die Arbeiten werden von einer Jury bewertet, der Persönlichkeiten angehören, die die eingereichten Arbeiten vergleichen. Kriterien sind inhaltliche Originalität und interdisziplinärer Beitrag.
Der Preis zielt auf ein tieferes Verständnis und die Vermittlung an ein breites Publikum des Phänomens der „Optimierung des Menschen“ mit seinen vielfältigen Facetten ab.
Der oder die Erstplatzierte erhält ein Preisgeld von 400 Euro als Reisestipendium für die Jahrestagung der Görres-Gesellschaft im Jahr 2022, verbunden mit der Möglichkeit, den eingereichten Beitrag bei der Jahrestagung vorzustellen. Die Zweit-und Drittplatzierten erhalten jeweils 200 Euro.
Hintergrund
Die Optimierung bzw. Selbstoptimierung des Menschen ist zu einem prägenden Begriff unseres täglichen Lebens geworden, spätestens seit die Digitalisierung in praktisch allen Lebensbereichen Einzug gehalten hat. Optimierung wird durch moderne digitale Techniken auf vielen Gebieten erst möglich und mitunter auch gesellschaftlich eingefordert. Soziale Überwachungsmöglichkeiten erlauben in nie dagewesenem Ausmaß die Kontrolle über gesellschaftliche und in wachsendem Maße private Aktivitäten von Menschen. Daten über den Gesundheitsstatus, über berufliche und Freizeitaktivitäten können jederzeit online eingelesen und später ausgewertet werden. Selbst die letzte und vornehmste Bastion des Menschen, die Überzeugung, dass ihm und nur ihm, Bewusstsein zukommt, scheint angreifbar: Dystopien, wie sie sich in Literatur, Kunst und Musik finden, haben Hochkonjunktur und führen zu der Frage, ob uns Künstliche Intelligenz (KI) eines Tages ersetzen können wird – und welche Konsequenzen dies für uns Menschen hätte.
Dabei ist die Optimierung des Menschen kein neues Phänomen. Bereits mit dem Gebrauch einfachster (Stein-)Werkzeuge vor mehr als drei Millionen Jahren begannen die Vorfahren des heutigen Menschen damit, sich und ihre Umwelt zu formen. Damit wurde ein komfortableres Leben und Überleben möglich, was letztlich wiederum zur Bildung komplexer sozialer Strukturen und Gesellschaften führte. Das Leben in diesen hoch differenzierten Gesellschaften ging einher mit der Schaffung von Normen und Regeln, dem Entstehen von Rechtssystemen, Religionen als moralischen Instanzen, der Philosophie, der Pädagogik etc.
Gleichzeitig schuf der Mensch immer effektivere Geräte, um sich und seine Umwelt zu beherrschen. Die Technik, Naturwissenschaften, Medizin und synthetische Biologie machten bahnbrechende Fortschritte und sie tragen dazu bei, dass Menschen besser und länger leben, dass sich Transport- und Kommunikationsmöglichkeiten dramatisch erweitern, die Menschen immer schneller und auch globaler agieren können.
Heute wie zu allen Zeiten stellen sich im Zusammenhang mit der Optimierung des Menschen zahlreiche ethische Fragen: Welche Gefahren und Risiken sind mit den modernen Technologien verbunden? Welche Zugriffsrechte kommen zum Beispiel Staaten und Religionen auf den einzelnen Menschen zu? Wie können Spannungsverhältnisse von Freiheit und Verantwortung vor diesem Horizont gelöst werden? Welchen Niederschlag finden Utopien und Dystopien im Kontext von Vorstellungen zur Optimierung des Menschen in Kunst, Literatur und Musik?
Die 124. Jahrestagung der Görres-Gesellschaft, die vom 23. bis zum 25. September 2022 in Aachen durchgeführt werden soll, will sich dem Thema „Optimierung des Menschen“ in seinen vielfältigen Facetten widmen und sie in ihrer historischen und kulturellen Breite reflektieren.