Die Görres-Gesellschaft schreibt - noch bis zum 1. Juli 2023 - im Vorgriff auf ihre 125. Jahrestagung, die vom 22. bis zum 24. September 2023 in Tübingen unter dem Rahmenthema "Freiheit" stattfindet, einen Essay- bzw. Kreativ-Wettbewerb für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – insbesondere für solche in der Qualifizierungsphase - aus. Die Görres-Gesellschaft hatte bereits in den vergangenen Jahren einen solchen Wettbewerb zu den Themen "Optimierung des Menschen" (2022) sowie "Toleranz? Herausforderungen und Gefahren" (2021) ausgeschrieben. Die zahlreichen, sehr innovativen Einsendungen bestärkten die Verantwortlichen, die Ausschreibung auch für das kommende Jahr vorzusehen (bitte sehen Sie dazu die Gewinner des Wettbewerbs 2021 sowie 2022).
Erwünscht sind Arbeiten, die sich mit dem Thema "Freiheit" in Form von Essays oder Kurzgeschichten, aber auch in Form von Filmen, Podcasts, Fotografien o.ä. auseinandersetzen. Der Kreativität und dem Ideenreichtum sind keine Grenzen gesetzt.
Beiträge zum Wettbewerb können bis zum 1. Juli 2023 bei der Geschäftsstelle der Görres-Gesellschaft in Bonn eingereicht werden. Bitte senden Sie Ihren Beitrag und getrennt davon Angaben zu Ihrer Person ein, so dass Ihr Beitrag anonymisiert bearbeitet werden kann. Einzureichen sind die Arbeiten unter der E-Mail-Adresse: verwaltung(at)goerres-gesellschaft.de Sollten Sie Fragen zur Ausschreibung haben, können Sie sich ebenfalls per E-Mail an diese Adresse wenden.
Die Arbeiten werden von einer Jury bewertet, der Persönlichkeiten angehören, die die eingereichten Arbeiten vergleichen. Kriterien sind inhaltliche Originalität und interdisziplinärer Beitrag.
Der Preis zielt auf ein tieferes Verständnis und die Vermittlung an ein breites Publikum des Phänomens der „Freiheit“ mit seinen vielfältigen Facetten ab.
Der oder die Erstplatzierte erhält ein Preisgeld von 400 Euro als Reisestipendium für die Jahrestagung der Görres-Gesellschaft im Jahr 2023, verbunden mit der Möglichkeit, den eingereichten Beitrag bei der Jahrestagung vorzustellen. Die Zweit-und Drittplatzierten erhalten jeweils 200 Euro.
Hintergrund:
Der Begriff „Freiheit“ wurde, so eine Pressemeldung zu Beginn des Jahres 2023, von Journalisten zur „Floskel des Jahres 2022“ gekürt. Der Freiheitsbegriff würde „entwürdigt von Egoman*innen, die rücksichtslos demokratische Gesellschaftsstrukturen unterwandern“, fügte das Auswahlgremium in der Begründung hinzu.
Trifft dieser Vorwurf zu? Begründet die Betonung individueller Freiheitsrechte bereits den Vorwurf der Unterwanderung demokratischer Gesellschaftsstrukturen, wie es die Auswahljury suggeriert? Ist „Freiheit“ ein zur Floskel verkommener Begriff?
Gerade können wir in verschiedenen Weltregionen beobachten, wie Menschen um ihre Freiheit und die ihres Staates kämpfen, oft unter Einsatz ihres Lebens. In der Ukraine wird auch die freiheitliche Gesellschaftsordnung des Westens verteidigt, im Iran gehen Frauen auf die Straße, um gegen eine „klerikale Diktatur“ (Navid Kermani) zu kämpfen und in China, insbesondere in Hong Kong, wird ein verzweifelter Kampf um die Freiheitsrechte gegen staatliche Überwachungsstrukturen geführt.
Dabei begleitet der Kampf um die Freiheit die Ideengeschichte der Menschheit seit alters her. Freiheit wurde immer wieder in Frage gestellt und verteidigt, sie sieht sich kritisiert und antwortet mit Rechtfertigung. Die Menschheitsgeschichte ist gekennzeichnet vom Entzug der Freiheit und ihrer Wiedererlangung. Freiheit steht in der Diskussion, ist Hypothese und Theorie. Sie wird aber zur Realität, wenn sie Begegnung ermöglicht: mit der der Gesellschaft, den Menschen, der Welt, Religionen und Gott.
Die Görres-Gesellschaft widmet sich dem Thema „Freiheit“ in ihrer 125. Jahrestagung, die vom 22. bis zum 24. September in Tübingen stattfindet. In mehr als 80 Vorträgen ihrer 20 wissenschaftlichen Sektionen wird das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und diskutiert. Wie steht es beispielsweise um die Wissenschaftsfreiheit angesichts solcher Phänomene wie „Cancel Culture“, die auch in der Wissenschaft scheinbar Einzug halten? Wo beginnt, wo endet die Freiheit der Wissenschaft? Gibt es und wie legitimiert sich ein Universalitätsanspruch der Freiheit angesichts weltweit verbreiteter Unterdrückungssysteme? Wie verhalten sich Freiheit und Verantwortung zueinander? Welche ethischen Leitplanken gilt es zu beachten, beispielsweise in Fragen der Medizin- und Bioethik? Und wie stehen die modernen Neurowissenschaften zur Frage von Freiheit und Determinismus? Dies sind nur einige der vielen Fragen und Themen, denen sich die Jahrestagung annehmen wird.
Auch die Festrede, zu der die Görres-Gesellschaft am 24. September 2023 in die Aula der Eberhard Karls Universität Tübingen einlädt, wird sich mit dem Festvortrag von Herrn Professor Dr. Dres. hc Paul Kirchhof dem Thema „Die Idee der Freiheit als gesellschaftlicher Auftrag, als individuelles Wagnis und als rechtliche Gewährleistung“ widmen. Professor Kirchhof hat mit seinem Buch „Beherzte Freiheit“ (Herder, 2018) bereits einen wichtigen Beitrag für eine „neue Kultur der Freiheit“ geliefert. Er wird die dort getroffenen Aussagen und Analysen in seiner Rede weiterentwickeln.
Die Görres-Gesellschaft sieht sich als Dialogplattform und Impulsgeber für gesellschaftliche Debatten vor christlichem Horizont. Seit einigen Jahren stellt sie ihre Jahrestagungen unter ein Rahmenthema, das im Jahr 2022 „Optimierung des Menschen“ und im Jahr 2021 „Toleranz? Herausforderungen und Gefahren“ lautete.