Einen "inspirierenden Abend", so der Bonner Generalanzeiger, erlebten die 200 Besucherinnen und Besucher, die am Freitag, dem 3. Februar 2023 zur Aula des Collegium Albertinum nach Bonn gekommen waren. Die Görres-Gesellschaft veranstaltete in Zusammenarbeit mit der Joseph-Woelfl-Gesellschaft Bonn e. V. einen literarisch-musikalischen Abend, der sich dem Werk Robert Schumanns (1810 - 1856) widmete und der den Titel "Von nahen Ländern und Menschen" trug. Hanns-Josef Ortheil las aus seinen Büchern „Lo und Lu“ sowie „Die weißen Inseln der Zeit" jene Passagen, die sich auf Klavierwerke Schumanns beziehen. Die Pianistin Frau Prof. Dr. Margit Haider-Dechant, Vorsitzende der Joseph-Woelfl-Gesellschaft Bonn, spielte diese Stücke.
Durch die Verbindung von Musik und Literatur entstand eine innige, geradezu intime Atmosphäre, die die Gäste beeindruckte. Passagen aus Ortheils Werken wechselten sich ab mit Stücken aus den Kinderszenen (Von fremden Ländern und Menschen, Fast zu ernst, Kind im Einschlummern, Der Dichter spricht), den Waldszenen (Eintritt, Vogel als Prophet, Abschied) sowie den Gesängen der Frühe (op. 133,1/ op. 133,4/ op.133,5). Beispielhaft dafür war die Lesung einer im Wald spielenden Episode ("Mondscheinsonate") aus "Lo und Lu", die sich unmittelbar an die "Waldszenen" anschloss. Als Zugabe las Ortheil aus den Charakteren in meiner Nähe die Texte Der Enthusiast und Der Sehnsuchtstrinker, musikalisch beantwortet wurden sie durch Der Dichter spricht, dem letzten Stück aus den Kinderszenen. Im kurzen Filmausschnitt in der Bildergalerie links ganz unten können Sie das Stück Kind im Einschlummern nachhören.
Den Flyer zur Veranstaltung finden Sie hier.
Zu den Protagonisten des Abends:
Hanns-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln geboren. Seit früher Kindheit an erhielt er Klavierunterricht und wollte eine Karriere als Pianist einschlagen, die eine wiederkehrende Sehnenscheidenentzündung in den siebziger Jahren in Rom jedoch zunichte machte. Über diese Erfahrungen schrieb er seinen autobiographischen Roman „Die Erfindung des Lebens“ (2009). Nach Abbruch der Musikerkarriere studierte er Musikwissenschaft, Philosophie und Germanistik. Er widmete sich dem Schreiben und debütierte im Jahr 1979 mit dem Roman „Fermer“, für den er den ersten „Aspekte“-Literaturpreis des ZDF für „das beste Debüt“ der Saison erhielt. 1990 erhielt er eine Dozentur für Kreatives Schreiben und Gegenwartsliteratur an der Universität Hildesheim, wo er 1999 den Studiengang „Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus“ gründete. Mittlerweile umfasst das Gesamtwerk Ortheils mehr als 70 Bücher, in denen er sich immer wieder mit Musik, insbesondere der Robert Schumanns, auseinandersetzt. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2002 den Thomas-Mann-Preis der Stadt Lübeck und 2013 den Stefan-Andres-Preis. Ene Dokumentation über Hanns-Josef Ortheil in der SWR-Reihe "lesenswert" finden Sie hier.
Frau Professorin Dr. Margit Haider-Dechant beendete ein am Bruckner-Konservatorium in Linz begonnenes Konzertfachstudium in Klavier am Mozarteum in Salzburg mit dem Großen Konzertdiplom. 2005 wurde sie als Universitätsprofessorin für Klavier an der Anton Bruckner Privatuniversität Linz habilitiert. 2018 nahm sie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn einen Lehrauftrag an. Ihr Konzertrepertoire reicht vom Barock bis zur Moderne. Ein besonderer Höhepunkt ihrer Konzerttätigkeit war die Uraufführung des Klavierkonzerts Nr. 6 von Ludwig van Beethoven in dessen Geburtsstadt Bonn. 2011 gründete Margit Haider-Dechant mit anderen Musikern und Musikwissenschaftlern die Internationale Joseph Woelfl Gesellschaft (IJWG), deren Präsidentin sie seither ist. 2015 folgte die Gründung der Joseph-Woelfl-Gesellschaft Bonn e.V., deren Vorsitz sie ebenfalls führt. Zudem leitet sie das Woelfl-Haus Bonn und gemeinsam mit ihrem Mann Hermann Dechant den Verlag Apollon Musikoffizin. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, so im Jahr 2015 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich durch den Bundespräsidenten der Republik Österreich.