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Nachrichten der Görres-Gesellschaft

15.11.22

Historiker Christoph Kampmann beim 12. Görres-Webinar: "Aufbau neuen Vertrauens wird Jahrzehnte dauern"

Professor Dr. Christoph Kampmann

Darstellung des Dreißigjährigen Krieges

Der Westfälische Frieden im historischen Rathaus von Münster 1648

„Was können wir aus der Geschichte lernen?“ war die zentrale Frage, die im Mittelpunkt des 12. Webinars der Görres-Gesellschaft am Dienstag, dem 15. November 2022, stand. Professor Dr. Christoph Kampmann, Professor für Frühe Neuzeit an der Philipps-Universität Marburg, reflektierte diese Frage vor dem Hintergrund seiner wissenschaftlichen Arbeiten zum Dreißigjährigen Krieg und dem Westfälischen Frieden. Dieser Friedensschluss wurde, so Kampmann, zur damaligen Zeit als „Weltwunder“ betrachtet, zu dessen Erlangung es allerdings einiger Voraussetzungen bedurfte, die auch vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und einer möglichen Konfliktlösung von Bedeutung würden. Zunächst hob Kampmann hervor, dass der Krieg zu einem vollständigen Vertrauensverlust aller Beteiligter geführt habe, was auch der derzeitigen Situation der Ukraine entsprechen dürfte. Es benötigte einen jahrzehntelangen Prozess, um dieses Vertrauen wieder herzustellen, was Kampmann auch für das Verhältnis der Ukraine und des Westens insgesamt zu Russland prophezeite. Entscheidend für den Friedensschluss seien die Friedensgarantien – und zwar aller Beteiligter - gewesen. Kampmann schloss daraus, dass auch die Ukraine umfassende Friedensgarantien einfordern werde, was ein hohes Maß an Belastungen für die europäischen Staaten und die USA mit sich bringe. Zur Rolle des Christentums beim Friedensschluss hob Kampmann hervor, dass der Westfälische Frieden keineswegs eine Abkehr von der Religion bedeutet habe, sondern die christliche Grundüberzeugung eine entscheidende Antriebskraft zum Friedensschluss gewesen sei. Das unlängst erfolgte Abhängen des Kreuzes im Münsteraner Rathaus aus Anlass des Außenministertreffens der G7 könne deshalb als unhistorischer Akt begriffen werden. In seinem Schlussplädoyer sprach sich Christoph Kampmann für einen verhaltenen Optimismus aus: Frieden sei möglich, wenn alle Kriegsparteien erkennen würden, dass Frieden ertragreicher sei als Krieg.
Ein Interview mit Professor Kampmann im Deutschlandfunk zum Thema finden Sie hier

Die ursprünglich geplanten Ko-Ausführungen des Bonner Politikwissenschaftler Professor Dr. Ulrich Schlie, Direktor des Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) und Henry Kissinger Professor for Security and Strategic Studies zum Thema einer europäischen und globalen Sicherheitsarchitektur werden zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt.

 

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