Prälat Prof. Dr. Helmut Moll (Köln), der von Johannes Paul II. beauftragt wurde, das Martyrologium der Glaubenszeugen unter der nationalsozialistischen und kommunistischen Diktatur zusammenzustellen, hat sich auch mit dem langjährigen Assistenten des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, dem Potsdamer Reichsarchivrat Dr. Karl-Heinrich Schäfer, befasst, der am 29. Januar 1945 im KZ Sachsenhausen umkam.
Er hat darüber das sehr empfehlenswerte Büchlein "Mit Potsdam verbundene Glaubenszeugen der NS-Zeit" publiziert (herausgegeben von der Kath. Propstei St. Peter und Paul in Potsdam, von dort kann das Buch auch bezogen werden), das am Dienstag, dem 9. April, um 19.30 Uhr im Potsdamer Pater Bruns-Haus (Am Bassin 2) der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
An diesem Abend war auch Erzbischof Dr. Heiner Koch, Berlin, zugegen. Das Bild in der Bilderstrecke ganz oben zeigt den Erzbischof links neben Prälat Moll (Mitte).
Karl Heinrich Schäfer, geboren 1871 bei Marburg, war ein in Marburg und Berlin ausgebildeter evangelischer Theologe und Historiker, der am 8. Dezember 1902 in St. Aposteln in Köln zur katholischen Kirche übertrat und sofort seine bisherige Arbeitsstelle am Städtischen (!) Archiv in Köln verlor. Für diskriminierte Wissenschaftler fühlte sich seit jeher die Görres-Gesellschaft verantwortlich. Sie nahm den arbeitslosen Schäfer unter ihre Fittiche. Die nächsten elf Jahre wird der Laie Schäfer als Stipendiat am Römischen Institut der Görres-Gesellschaft am Campo Santo tätig sein.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs musste Schäfer wie alle Deutschen Rom verlassen. An der Schlacht um Verdun nahm er als Landsturmmann teil. Nach seiner Habilitation in Braunschweig wurde er 1920 am Reichsarchiv in Potsdam angestellt. 1921 heiratete er die wesentlich jüngere Barbara Marx aus Luxemburg, die die Tochter Renate gebar. Im Kreis der berühmten Geistlichen Carl Sonnenschein und Joseph Deitmer half Schäfer am Aufbau katholischer Strukturen in Berlin und im Märkischen (Bistumsgründung 1929).
Schäfer war kämpferischer Gegner des braun-roten Zeitgeistes. Er nahm kein Blatt vor den Mund, trotz Frau und Tochter. 1934 verlor er seine Arbeit im Reichsarchiv. In seinem Haus in Potsdam versammelten er und seine Frau Gleichgesinnte und hörte "Feindsender". Eine Hausangestellte verriet das Ehepaar. Er und seine Frau wurden von der Gestapo verhaftet. Sie kam 18 Monate ins Zuchthaus in Cottbus. Er ging für zwei Jahre ins Zuchthaus Luckau. Nach seiner Entlassung wurde der 73-jährige ins KZ Sachsenhausen verschafft, wo er, angeblich an Rippenfellentzündung und allgemeiner Körperschwäche, am 29. Januar 1945 verstarb.
Moll publizierte im aktuellen Heft der Römischen Quartalschrift den Aufsatz: Die Enzyklika Pius’ XI. „Mit brennender Sorge“ (14. März 1937) im Spiegel der Glaubenszeugen der NS-Zeit
Eine weitere Publikation: Helmut Moll, Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, 2 Bände, 7. Auflage