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13.09.23

Tagung "Risiko und Vertrauen" mit Podiumsdiskussion "Mehr Mut zum Risiko? Wem vertrauen wir (noch)?“ in Berlin

Mit einer Podiumsdiskussion zum Thema "Mehr Mut zum Risiko? Wem vertrauen wir (noch)?“ begann die 67. Jahrestagung des Instituts für Interdisziplinäre Forschung der Görres-Gesellschaft am Mittwoch, dem 13. September 2023, in Berlin. Den Newsletter zur Tagung mit umfangreichen Berichten finden Sie hier.

Bei der öffentlichen Veranstaltung, die gemeinsam von der Görres-Gesellschaft und der Katholischen Akademie in Berlin konzipiert und durchgeführt wurde, stand die Frage zum Umgang mit Risiken im Zentrum und die Frage, weshalb das Vertrauen in Institutionen, Politik und Religion dramatisch schwindet. Es diskutierten der Pflanzenphysiologie Prof. Dr. Stephan Clemens von der Universität Bayreuth, Prof. Dr. Armin Grunwald vom KIT Karlsruhe und Dr. Pia-Johanna Schweizer vom Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit – Helmholtz-Zentrum Potsdam (RIFS). Der Co-Direktor des Interdisziplinären Instituts, Prof. Dr. Gregor Maria Hoff, Fundamentaltheologe von der Universität Salzburg, begrüßte die Anwesenden, Görres-Generalsekretär Dr. Martin Barh leitete die Diskussionsrunde. Am Beispiel der Grünen Gentechnik wurden Risiken moderner Technologien diskutiert, aber auch kritisch gefragt, ob mit dem Ziel einer Risikominimierung auf ein wichtiges, innovatives Instrument verzichtet würde. Während der Corona-Pandemie habe sich hingegen das große Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft, insbesondere in einzelne Persönlichkeiten wie zum Beispiel Christian Drosten gezeigt. Einigkeit bestand darin, dass der Slogan "Follow the Science" verführerisch aufgefasst werden könne. Wissenschaftliche Befunde seien stets mit Unsicherheiten behaftet, ein blindes Vertrauen in "die Wissenschaft" trage in sich selbst unwissenschaftliche Züge. 

Sie können die Veranstaltung in Berlin im YouTube Kanal der Göres-Gesellschaft nachverfolgen unter dem folgenden Link: https://www.youtube.com/watch?v=6lDs0u8FPRM

Die öffentliche Veranstaltung war eingebettet in die 67. Jahrestagung des Instituts für Interdisziplinäre Forschung (Interdisziplinäres Institut) der Görres-Gesellschaft), die vom 13. bis zum 15. September 2023 in Berlin in den Räumlichkeiten der Katholischen Akademie stattfand. Thema der Tagung war "Risiko und Vertrauen" . Das Exposé zur Tagung finden Sie hier. Den Zeitplan mit den Referaten  können Sie hier abrufen.  

Vorträge wurden zu folgenden Temen gehalten (z.T. verlinkt zu den Vortragsfolien):
- Prof. Dr. Armin Grunwald, KIT, Karlsruhe: Technikfolgen, Risiken und Ethik. Zur conditio humana im Anthropozän
- Prof. Dr. Gregor Nickel, Universität Siegen: Mathematische und philosophische Grundlagen von Risikobewertungen
- Dr. Pia-Johanna Schweizer, Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit – Helmholtz-Zentrum Potsdam (RIFS): Systemische Risiken und sonstige Risikoparadoxa
- Prof. Dr. Gaby-Fleur Böl, Bundesinstitut für Risikobewertung: Risiko und Vertrauen – Vertrauen in der Krise?
- Dr. Felix Rebitschek, Harding-Zentrum für Risikokompetenz an der Universität Potsdam:  Risikokompetenz / Unsicherheitskompetenz Vom „vernünftigen Umgang“ mit Risiken
- Prof. Dr. Stephan Clemens, Pflanzenphysiologie, Universität Bayreuth: Wie viel Innovation riskieren wir? Das Beispiel Gentechnik in der Pflanzenzüchtung
- Prof. Dr. Andrea Edenharter, Staats- und Verwaltungsrecht, FernUniversität Hagen: Wieviel Risiko ist erlaubt? Juristische Reflexionen
- Prof. Dr. Monika Bobbert, Seminar für Moraltheologie, Universität Münster : Vorsorge als ethisches Prinzip

 

Zum fachlichen Hintergrund: 
Fortschritt wäre nicht vorstellbar, wenn wir nicht „ins Risiko“ gehen würden, nicht Neues erproben, auch auf die Gefahr hin, zu scheitern. “Wer nicht wagt, der nicht gewinnt” ist der bekannte Hinweis darauf, die Chancen von Neuem auch angesichts ihrer Gefahren nicht zu vergessen. Dabei greift das Gefühl um sich, dass die Risiken, die unsere Gesellschaft und jeden und jede darin bedrohen, stetig wachsen. Risiken, Neues zu wagen, werden immer schwerer kalkulierbar.
Zugleich werden jene gesellschaftlichen und religiösen Institutionen zunehmend in Frage gestellt, die einer möglicherweise überschießenden Risikowahrnehmung entgegenwirken könnten, indem sie zur Orientierung eines Individuums beitragen und damit Vertrauen schaffen. Politik und Kirchen verlieren rapide an Glaubwürdigkeit. 
Wie hängen beide Phänomene - Risikobereitschaft und Vertrauen – zusammen? Wie halten wir beide in Balance? Wie sind wir als Individuen und als Gesellschaft herausgefordert? Schafft eine übersteigerte Risikowahrnehmung nicht ihrerseits ethische Dilemmata? Und wie schaffen wir (wieder) neues Vertrauen? 

 

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